5 Wildkräuter im Frühling, die Du auch als Laie bedenkenlos sammeln kannst

Viele Gänseblümchen stehen zusammen auf einer Wiese. In der Mitte ist eines scharf zu sehen, aller rundherum sind leicht unscharf.

Wildkräuter-Führungen und Lehrgänge werden mittlerweile vielerorts angeboten. Und oft sind sie auch ein schöner, abwechslungsreicher Weg, um die Natur vor der eigenen Haustür noch einmal besser kennenzulernen. Was aber, wenn kein solches Angebot in Deiner Region verfügbar ist? Auf Feld und Flur wächst auch so manches, von dem man besser die Finger lassen sollte. Ich gehe hier mit Dir einmal kurz die wichtigsten Punkte zum Wildkräuter-Sammeln durch und gebe Dir fünf kleine Steckbriefe an die Hand für Wildkräuter, die Du ohne Bedenken sammeln kannst – damit Du Dich sicher durch die Natur bewegst. Mit einem Klick auf einen der beiden Listen-Punkte gelangst Du direkt zum entsprechenden Abschnitt.

Regeln zum Sammeln von Wildkräutern

  1. Der richtige Zeitpunkt und das richtige Werkzeug zum Sammeln
    Am besten sammelst Du Wildkräuter am Morgen oder Vormittag eines trockenen Tages, wenn der Tau verdunstet ist und die Pflanzen in der Sonne ihre Wirkstoffe konzentrieren. Die Kräuter sammelst Du am besten in einen Baumwoll- oder anderen luftdurchlässigen Beutel. Zum Abschneiden benutzt Du am besten ein scharfes Messer oder eine Schere, um der Pflanze so wenig wie möglich zu schaden.
  2. Achte darauf, nur „saubere“ Kräuter zu sammeln
    „Sauber“ bedeutet in diesem Zusammenhang: Nicht verunreinigt durch alle möglichen Dinge, die die Pflanze aus Luft, Boden oder der Umgebung aufnehmen kann. Achte deshalb darauf, dass …
    … Du nicht in der Nähe stark befahrerner Straßen (Luftverschmutzung),
    … wenn möglich ein Stück entfernt von Wegen (Verunreinigung durch Tierurin),
    … nicht in unmittelbarer Näge landwirtschaftlich genutzer Flächen oder Bahndämmen (eventuell Einsatz von Pestiziden oder Ähnlichem)
    sammelst.
    Sichere Orte sind meist der eigene Garten (Du weißt schließlich, welche Tiere sich dort herumtreiben und was Du ggf. einsetzt!), Spielplätze oder die freie Natur.
  3. Nimm nur so viel mit, wie Du wirklich brauchst!
    Die Verlockung ist groß, alle schönen Pflanzen zu sammeln, die man entlang seines Weges sieht, vor allem, wenn man eine besonders schöne, reichhaltige Stelle gefunden hat. Bedenke bitte: Die Natur ist für alle da! Das bedeutet für andere Kräutersammler*innen, aber auch und vor allem Tiere, in deren Zuhause Du Dich bewegst. Lasse mindestens zwei Drittel der Pflanzen an einem Ort stehen, damit sie sich ausreichend vermehren können. Ein guter Richtwert ist auch: Immer nur jede zehnte Pflanze mitnehmen.
  4. Wasche alle Wildkräuter zuhause gründlich
    Und das am besten nicht zu lange mit kaltem Wasser. Ich konzentriere mich in diesem Beitrag auf das Sammeln von Wildkräutern zum Direktverzehr, daher empfehle ich, dass Du die Kräuter wäscht. Für die Herstellung von Kosmetika kann manchmal eher schädigend sein, dort gelten andere Regeln 🙂 Nach dem Waschen die Kräuter am besten direkt weiterverwenden, dann schmecken sie am besten und enthalten noch alle wichtigen Inhaltsstoffe.
  5. Keine Regel, aber eine Bitte: Wertschätze, was die Natur Dir gibt!
    Wenn Du raus gehst, um Wildkräuter zu sammeln, bist Du zu Gast in der Natur und bei ihren Bewohnern. Du als Sammler:in trittst in die Fußstapfen unserer Vorfahren, die schon vor Jahrtausenden auch auf der Suche nach Essbarem waren. Wenn Du unterwegs bist und die Pflanzen betrachtest, mach Dir diese wahnsinnige Paralle einmal bewusst! Die Natur ist nicht da, um uns Menschen zu dienen – und versorgt uns dennoch.

Ein kurzer Einwurf außerdem noch zum Thema Fuchsbandwurm: Die Gefahr, sich über den Verzehr von Wildkräutern mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist in Deutschland verschwindend gering und ein Fall dieser Art bisher nicht bekannt. Wer sich über den Fuchsbandwurm, mögliche Risikogebiete und Unschädlichmachung des Erregers informieren möchte, dem empfehle ich diese Info-Seite der Universität Würzburg.

Einfache Wildkräuter, die auch Anfänger sammeln können

Jetzt im Frühjahr kommen die ersten Wildkräuter aus dem Boden. Im Frühling und im Sommer ist die Wirkstoff-Konzentration von Blättern und Blüten am höchsten – beste Zeit, um Kräuter für einen Salat, als Deko für eine Frühlingsbutter oder einen Kräuterquark zu sammeln. Fünf Arten, die auch Anfänger sammeln können und bei denen kaum bis keine Verwechslungsgefahr zu anderen, giftigen Pflanzen besteht, stelle ich Dir hier vor.

Falls Du Dir trotzdem unsicher bist, hab am besten ein Bestimmungsbuch Deiner Wahl oder eine Bestimmungs-App auf dem Smartphone dabei, die Dir beim sicheren Identifizieren helfen können.

1. Gänseblümchen

Über das Gänseblümchen habe ich ausführlich bereit in diesem Beitrag geschrieben. Es ist leicht zu erkennen und in der Umgebung, in der es typischerweise wächst, nahezu unverwechselbar mit anderen Pflanzen. Einzig Menschen, die eine Allergie gegen Korbblütler haben, sollten vom Gänseblümchen Abstand nehmen. Die Scheinblüten und Blütenkörbchen machen sich super als Blickfänger im Salat oder einer bunten Frühlingsbutter.

2. Löwenzahn

Der Löwenzahn (na, wer hat jetzt auch die Melodie der bekannten TV-Serie im Ohr? :D) wird auch gerne „König der Wildkräuter“ genannt. Die robusten Pflänzchen sind sehr widerstandsfähig und wachsen auch unter widrigsten Bedingungen. Und wer schon mal versucht hat, Löwenzahn als Unkraut weg-zu-jäten, hat auch schon Bekanntschaft mit den starken Pfahlwurzeln des Löwenzahn gemacht!

Vom Löwenzahn kann man grundsätzlich die komplette Pflanze essen. Am besten schmecken allerdings die Blätter von jungen Pflanzen, die noch nicht blühen, zum Beispiel als Salat oder auch anstelle von Rucola auf der Pizza. Aber auch hier gilt: Wer allergisch auf Korbblütler ist, sollte Löwenzahn meiden. Sicher unterscheidbar von optisch ähnlichen Arten ist der Löwenzahn an den gezackten, länglichen Blättern und dem hohlen Stängel, der eine weißliche Flüssigkeit enthält.

Der milchige Saft im Stängel des Löwenzahns ist entgegen der landläufigen Annahme nicht giftig. Er kann in großen Mengen allerdings zu Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen führen. Grund dafür sind die Bitterstoffe, Harze und Triterpene, die im Stängel enthalten sind.

Junger Löwenzahn auf altem Herbstlaub. Unverwechselbar durch die langen, Sägeblatt-artig gezackten Blätter und die dicke Blattader, die durch die Mitte verläuft. Foto: Linda Hopius
Junger Löwenzahn auf altem Herbstlaub. Unverwechselbar durch die langen, Sägeblatt-artig gezackten Blätter und die dicke Blattader, die durch die Mitte verläuft.
Foto: Linda Hopius

3. Knoblauchsrauke

Die Knoblauchsrauke ist ein tolles, aber leider oft vergessenes Gewürzkraut, das lecker nach Knoblauch schmeckt. Im Gegensatz zu Knoblauch und Bärlauch ist das Aroma aber nicht so intensiv, dass auch die eigene Umgebung noch nachhaltig etwas davon hat. Auch hier schmecken die jungen Blätter, die zwischen März und Mai geerntet werden können, am besten und eigenen sich gut für Salate, Pesto, Kräuterquark, Kräuterbutter und Saucen. Das Knoblauch-Aroma entfaltet sich im rohen Zustand am besten, weshalb die Knoblauchsrauke am besten nicht gekocht werden sollte, oder zumindest erst später hinzugegeben. Die Knoblauchsrauke ist reich an Mineralien und Vitaminen, vor allem an Vitamin A und Vitamin C. Sie enthält 7-mal so viel Vitamin C wie Kopfsalat!

Die Knoblauchsrauke ist so unscheinbar, dass sie oft als „grünes Wegekraut“ völlig übersehen wird. Sie kann bis zu 1,5 Metern hoch wachsen und wird nach oben hin schmaler. Ihre Blätter sind gezackt und ähneln denen von Brennesseln. Im Gegensatz zur Brennessel, bei der die Blätter leicht behaart sind und sich in der Regel entlang der Sprossachse immer zu zweit gegenüber stehen, sind die Blätter der Knoblauchsrauke unbehaart und stehen wechselständig, das heißt kein Blatt steht einem anderen genau gegenüber. Die sicherste Art, die Knoblauchsrauke zu erkennen, ist aber ein Geruchstest: Zerreibe ein junges Blatt zwischen den Fingern. Riechst Du ein angenehmes Knoblauch-Aroma, hast Du eine Knoblauchsrauke vor Dir.

Viele lange Stängel der Knoblauchrauke kurz vor der Blüte.
Viele lange Stängel der Knoblauchrauke kurz vor der Blüte. Ihre Blätter sind zackig wie die einer Brennessel, aber insgesamt deutlich runder, fast herzförmig.
Foto: alsterkoralle / pixabay

4. Vogelmiere

Für dieses Kraut musst Du vielleicht etwas genauer hinschauen. Denn die Vogelmiere wird mit ihren 5- 40 Zentimetern weder besonders groß (wie die Knoblauchsrauke), noch macht sie mit auffälligen Blüten auf sich aufmerksam (wie Gänseblümchen und Löwenzahn). Ihre Blüten sind klein, weiß und sternförmig. Sie kann das ganze Jahr über geerntet werden, da die Pflanze auch überwintern kann. Die gegenständig stehenden Blätter haben einen sehr milden Geschmack und machen sich deshalb gut roh im Salat oder auf dem Brot. Sie sind sehr nährstoffreich und enthalten Eisen, Kalium, Kalzium, Kieselsäure, Selen, Magnesium und verschiedene Vitamine.

Die Vogelmiere kannst Du auch gut über ihren Standort bestimmen. Sie wächst bevorzugt an halbschattigen bis schattigen Orten auf nährstoffreichen und feuchten Böden. Vogelmiere findest Du oft auch dort, wo sich die Vegetation zu verändern beginnt: an Wiesen- und Waldrändern, aber auch in Parks oder im Garten. Als Pionierpflanze besiedelt sie oft auch Stellen, an denen der Boden frisch aufgebrochen ist.

Junge Vogelmiere nah am Boden.
Junge Vogelmiere. Gut erkennbar an den rundlichen Blättern, die mit einem kurzen Stiel zum Stängel zulaufen und sich immer im Paar abwechselnd gegenüber stehen. Foto: Linda Hopius

5. Spitzwegerich und Breitwegerich

Die Familie der Wegeriche hat einige essbare Mitglieder, die von vielen Menschen aber als Unkraut angesehen werden. Die beiden Wildkräuter dieser Familie, denen Du am häufigsten über den Weg laufen wirst, sind der Spitzwegerich und der Breitwegerich. Die beiden Brüder lassen sich leicht unterscheiden: Während die Blätter des Breitwegerichs kurz und breit sind und eher am Boden anliegen, sind die des Spitzwegerichs lang und schmal und zeigen eher in Richtung Himmel.

Der Breitwegerich ist zudem ziemlich robust und lässt sich auch von Tritten nicht einschüchtern, weshalb man ihn oft auch mitten auf Wegen findet. Beide Wegeriche zeigen im Verlauf des Jahres lange Blütenstände: die des Breitwegerich sind lang und rispenartig mit Samenkapseln schon von unten an, die des Spitzwegerich sind zuerst lang und dünn und münden in eine knubbelige Spitze, die bei voller Ausdehnung aussieht wie ein Planet mit ganz vielen Monden! Die Blätter beider Wildkräuter lassen sich wunderbar frisch als Salat oder Pesto verarbeiten – oder auch wie Spinat verwenden beim Kochen.

Ein junger Spitzwegerich. Gut zu erkennen an den spitz zulaufenden Blättern mit klar erkennbaren Blattadern. Foto: Linda Hopius
Ein junger Spitzwegerich. Gut zu erkennen an den spitz zulaufenden Blättern mit klar erkennbaren Blattadern.
Foto: Linda Hopius

Jetzt bist Du bestens vorbereitet für eine kleine Kräuter-Tour in Deinem eigenen Garten oder der Natur bei Dir in der Nähe! Falls Du Dir die Sammel-Regeln noch einmal durchlesen möchtest, gelangst Du hier zum entsprechenden Abschnitt. Viel Spaß unterwegs!

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