Herbstzeit ist Unfallzeit. Nasses Laub auf den Straßen, schlechte Sichtverhältnisse durch Regen und Nebel und früher einsetzende Dunkelheit – und die Zeitumstellung tut ihr übriges. Denn Wildtiere kennen keine Uhr und sind dann unterwegs, wenn sie wollen oder es für sie notwendig ist. Das ist oft die Dämmerung. Und durch die Zeitumstellung im Herbst, in diesem Jahr heute am 27. Oktober, sind viele Pendler:innen in den nächsten Wochen vor allem in diesen Tagesrandzeiten unterwegs.
Zeitumstellung kollidiert mit Essenszeiten
Der Biorhythmus von Rothirsch, Reh, Wildschwein, Dachs oder Fuchs orientiert sich am Sonnenstand und der Änderung in der Tageslänge. In der Dämmerung sind viele Wildtiere besonders aktiv – dann ziehen sie los, um im Schutz der Dunkelheit nach Nahrung zu suchen. Auf der Suche nach Mais, Rüben, Wurzeln, Pilzen, Beeren, Baumfrüchten, Kräutern oder Aas queren die Wildtiere Autobahnen, Landstraßen, Feldwege, Dorf- und Vorortstraßen. „Durch die Zeitumstellung verlagert sich die Hauptverkehrszeit der Menschen in die Hauptaktivitätsphase der Wildtiere“, erklärt Marie Geisler, Referentin für Flächenmanagement bei der Deutschen Wildtier Stiftung, in einer Pressemitteilung der Stiftung.
So werden Auto-, aber auch Motorradfahrende zur Gefahr für Wildtiere und umgekehrt. Rein rechnerisch kollidiert nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft deutschlandweit alle zwei Minuten ein Wildtier mit einem Auto. Die Gefahr von Wildunfällen ist dabei von Oktober bis Dezember zum Teil fast doppelt so hoch wie in anderen Monaten. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes endet so gut wie jeder Zusammenprall für das Wildtier tödlich. Tut er das nicht, ist das Tier meist (schwer) verletzt. Was Du in tun solltest, wenn Du ein verletztes Tier findest, liest Du in diesem Beitrag.

Besonders oft knallt es an Wald- und Feldübergängen. Denn hier wechseln Fuchs, Reh, Hirsch, Dachs oder Wildschwein die Straße. Begehrte Anlaufstellen für die Nahrungsaufnahme sind aber auch Straßenbäume. Wildschweine etwa fressen sich liebend gern an proteinreichen Eicheln satt. „Da es in diesem Jahr eine Eichelmast gibt, kann es beispielsweise leicht passieren, dass sich in der Dämmerung eine Rotte Wildschweine auf einer Eichen-Allee versammelt“, warnt Geisler. Auch andere Huftierarten wie etwa Rehe und Damhirsche mögen Eicheln und werden auch von abgeworfenen Baumfrüchten wie Bucheckern und Kastanien an die Straßenränder gelockt. Auf Straßen, die mit Obstbäumen gesäumt sind, trifft man in der Dämmerung nach der Zeitumstellung garantiert nicht nur auf Wildschweine, sondern fast immer auch auf Dachse und Füchse.
Wildunfall im Herbst – was tun?
Nässe und Laub verlängern außerdem den Bremsweg. Viele Wildunfälle könnten verhindert werden, wenn Autofahrer:innen die Gefahr von Wildwechsel rechtzeitig erkennen. Der Tipp der Expertin der Deutschen Wildtier Stiftung lautet deshalb:
„Fahren Sie vorrauschauend, lieber Tempo 80 statt 100 und immer bremsbereit. Beobachten Sie in gefährdeten Bereichen den Straßenrand! Wenn reflektierende Punkte, also die Augen von Wildtieren oder eine Tiersilhouette auftauchen, bremsen Sie sofort ab. Hupen Sie, damit sich das Tier erschreckt und bestenfalls flüchtet und schalten Sie auch das Fernlicht aus. Denn ein Wildtier, das geblendet wird, bleibt erstmal starr stehen – blenden Sie ab, läuft es hoffentlich weiter. Und Achtung: Überquert ein Wildtier die Straße, folgen häufig Artgenossen.“
„Kann ein Zusammenprall nicht vermieden werden, versuchen Sie aber niemals auszuweichen“, fügt Marie Geisler hinzu. Eine Kollision mit Straßenbäumen oder gar dem Gegenverkehr hat für Autofahrer deutlich schlimmere Folgen als der Zusammenprall mit einem Wildtier. Wenn es zu einem Wildunfall gekommen ist, muss der Autofahrer die Polizei benachrichtigen – auch, wenn das angefahrene Wildtier noch lebt oder geflüchtet ist.
Wie hier bereits gesagt: Nie das Tier mitnehmen! Denn das ist laut Bundesnaturschutzgesetz und Jagdrecht verboten. Ruf die Polizei an. Die verständigt dann den zuständigen Jäger oder die Jägerin des Bezirks, der:die das Tier dann erlöst oder, sollte es sich noch vom Unfallort entfernt haben, aufsucht und dann gegebenenfalls erlöst. Außerdem kann die Polizei eine Bescheinigung über den Wildunfall ausstellen, damit Du den entstandenen Schaden über Deine Versicherung begleichen lassen kannst.
Im besten Fall kommt es aber natürlich erst gar nicht so weit. Also: Sei aufmerksam unterwegs!